Quito

Für die Zerstörung des Regenwaldes will der US-Ölmulti Chevron-Texaco nicht zahlen

Ecuador Regenwald: Das Unternehmen Chevron ist die zweitgrößte Erdölfirma der USA und die siebtgrößte der Welt. 2001 übernahm der Konzern das Unternehmen Texaco, welches in Ecuador zwischen 1964 und 1992 Erdöl förderte und exportierte. In dieser Zeitspanne war Texaco für das Auslaufen von 71 Millionen Liter Erdölrückstände und 64 Millionen Liter Rohöl auf mehr als 2 Millionen Hektar des ecuadorianischen Amazonas-Regenwaldes verantwortlich, wie ein ecuadorianischer Gerichtshof nach neun Jahren Gerichtsverfahren feststellte. Das Wasser, das die indigene Bevölkerung dieses Gebietes trinkt, in dem sie fischt und badet, ist hochgradig verschmutzt. Die Gesundheit der Bevölkerung ist ernsthaft bedroht.

Was würden wir in Berlin tun, wenn die größten Wald- und Grünflächen mit Giftstoffen kontaminiert wären? Warum wird nicht das Unternehmen Chevron für eine der größten Umweltkatastrophen zur Verantwortung gezogen?

Durch die Bekanntgabe der Fakten über die Verursachung dieser großen Umweltkatastrophe haben einige Bundestags- und Kommunalpolitiker von SPD, Grünen und Linkspartei sowie die Berliner Bevölkerung einen Solidaritätsaufruf verfasst, der die Entschädigungszahlungen in Milliardenhöhe von dem US-Ölkonzern Chevron für die Zerstörung des Regenwaldes am Amazonas verlangt.

Nach einem Vortrag, Botschafter der Republik Ecuador in Deutschland, Jorge Jurado, im „Berliner Haus der Demokratie und Menschenrechte“ und der anschließenden Diskussionsrunde schlug eine Vertreterin des Deutschen Freidenker Verbandes zudem die Gründung eines Solidaritätskomitees vor, welches das Anliegen Ecuadors unterstützen soll.

„Das Vorgängerunternehmen von Chevron in Ecuador, Texaco, hatte in den 60iger Jahren die Erdölbohrungen unter diktatorischen Verhältnissen begonnen. Eine demokratische Kontrolle der wirtschaftlichen Tätigkeiten sei daher nicht möglich gewesen. Im Grunde sind in Ecuador erst 1992 demokratische Verhältnisse eingekehrt“, sagte der Botschafter Jurado. „Das Erdölunternehmen habe über Jahre hinweg die schweren Verseuchungen der Umwelt kaschiert und so sei giftiges Rohöl auf der Oberfläche der Förderregionen im Amazonasgebiet lediglich mit Erde bedeckt worden. Dieses giftige Rohöl ist dann nach einigen Jahren nicht nur wieder an die Oberfläche gespült worden, sondern auch in das Grundwasser gelangt.“

Ein ecuadorianischer Gerichtshof verurteilte Chevron im Jahr 2011 dazu, 9,6 Milliarden US-Dollar zu zahlen und sich innerhalb der folgenden zwei Wochen öffentlich zu entschuldigen. Andernfalls würde die Summe verdoppelt. Chevron lehnte es ab, sich zu entschuldigen und akzeptierte das Urteil nicht. Deshalb wurde der Richterspruch im Jahr 2012 bestätigt und das transnationale Unternehmen zur Zahlung von 19 Milliarden US-Dollar verurteilt.

Texaco hatte zwischen 1971 und 1992 in Ecuador Erdöl gefördert, ohne dass das Unternehmen von staatlicher Seite nennenswerte Kontrollen unterworfen worden wäre. Dabei entsorgte der Konzern nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur ANDES rund 16,5 Milliarden Liter giftige Abwässer in ungeschützte Becken. Als Texaco sich 1992 aus Ecuador zurückzog, hinterließ es demnach 916 solcher Gift-Seen, einige von diesen nur wenige Meter von den nächstgelegenen Siedlungen entfernt. Aus den Becken sickerte die schwer kontaminierte Flüssigkeit in das Grundwasser und die Flüsse der Region. In diesen mussten sich die Anwohner, unter ihnen Tausende Kinder, waschen. Das Wasser diente auch zum Trinken und Kochen.

Statt zu seiner Verantwortung zu stehen, hat Chevron nun seinerseits die Opfer der Umweltzerstörung und deren US-Rechtsanwalt Steven Donziger vor einem Bundesgericht in New York verklagt. Der Konzern will verhindern, dass die Betroffenen die Entschädigung in den USA eintreiben können. In Ecuador selbst ist das nicht möglich, da Chevron dort nicht mehr präsent ist. Doch die erste Prozesswoche ist für den Konzern offenbar nicht gut gelaufen, obwohl der US-Richter Beobachtern zu folge, das Unternehmen klar bevorzugt. Mit einer Entscheidung in diesem Verfahren wird erst in mehreren Wochen gerechnet. „Wir brauchen solidarische Unterstützung, denn dieser Kampf gegen den Ölmulti Chevron ist noch lange nicht zu Ende“ äußerte Botschafter Jurado.

Von Sabine Bock, Bezirksverordnete, SPD Berlin Treptow Köpenick.

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