München

Lateinamerika, Ahoi! Kreuzfahrten in der Region auf Wachstumskurs


Von Havanna bis Aruba, von Kolumbiens Cartagena bis in die Antarktis, auf dem Amazonas, entlang der Küsten Mexikos und Zentralamerikas, durch den Panama Kanal, rund um Südamerika oder durch den Galapagos-Archipel – überall landen mehr Kreuzfahrtschiffe in Lateinamerika an.

Ist es der anhaltende Frieden in der ganzen Region, der neuerdings immer mehr Schiffsreisende und Reedereien anzieht? Oder sind es die natürlichen und kulturellen Attraktionen? Ist es nur ein kurzzeitiger Boom oder nachhaltiges Wachstum im Kreuzfahrtsegment? Lässt sich Nachhaltigkeit und Qualität bewahren oder ist zu befürchten, dass Lateinamerika zum Massenprodukt der Billig-Kreuzfahrer wird? Wie viel Zuwachs ist überhaupt wünschenswert und wo liegen die Belastungsgrenzen im Kreuzfahrtsegment?

Andreas Gross, 1. Vorsitzender der ARGE Lateinamerika und Moderator des 15. Lateinamerika Forums auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) diskutierte diese Fragen mit den diesjährigen Podiumsgästen Jewgeni Patrouchev, Beauftragter Direktor, PROCOLOMBIA; Peter Ulf Geisler, Head of Communications, RCL Cruises Ltd.; Frederic Guillemard, Commercial Director Europe, Australis und Markus Zweigle, Vertriebsleiter Gruppenreisen Miller Reisen GmbH.

Die Zuschauer konnten sich aktiv mit einer TED-Umfrage beteiligen und zu Beginn der Veranstaltung stellte Andreas M. Gross die Frage: „Ist Lateinamerika ein gutes Ziel für Kreuzfahrten?“

42% der Befragten beantworteten die Frage mit: „absolut“, 54% mit „begrenzt“ und nur 4% bewerteten Lateinamerika als „nicht geeignet“. Jewgeni Patrouchev von Procolombia betonte, dass Kolumbien absolut vom Kreuzfahrttourismus profitiert, wobei aktuell 90% der Kreuzfahrten in Cartagena, an der Karibikküste anlanden und die Pazifikküste Kolumbiens noch weitgehend unberührt ist. „Cartagena ist jedoch mit über 50 Flügen pro Woche und über 12.000 Hotelbetten in der Lage alle Kreuzfahrtgäste zu beherbergen und ebenso Vor- und Nachprogramme an Land anzubieten.

Bestätigt wurde dies von Peter Ulf Geisler, Pressesprecher von RCL Cruises, der betonte, dass sich RCL in Lateinamerika mit seinen Celebrity-Schiffen, die eine maximale Kapazität von 2.000 Passagieren haben, auf anspruchsvolle, internationale Gäste konzentriert, die nicht nur das Kreuzfahrterlebnis schätzen, sondern vor allem die Destinationen: „Lateinamerika hat eine Menge zu bieten“.

Markus Zweigle, Vertriebsleiter Gruppenreisen bei Miller Reisen, sieht bei seinen Kunden den Fokus in der Kombination der Kreuzfahrt mit anspruchsvollen Landprogrammen: „Das Schiff ist ein komfortables Transportmittel, aber das Erlebnis steht im Vordergrund“. Dies bestätigt Frederic Guillemard von Australis, die mit ihren Expeditionskreuzfahrten ganz klar den Schwerpunkt auf dem Erlebnis der außergewöhnlichen Natur des südlichen Patagoniens legen.

Die 2. TED Frage an die Zuschauer: „Wie viel Potential haben Kreuzfahrten außerhalb der Karibik, entlang der Festlandküsten Lateinamerikas?“ 42,6% der Befragten sehen das Potential als „sehr hoch“, 48,1% begrenzt und 9,3% als minimal.

Jew Patrouchev betont, dass die Kunden eine Lateinamerika-Kreuzfahrt buchen, weil sie die Länder besser kennenlernen wollen, und da Kolumbien absolut im Trend liegt, gibt es keinen besseren Zeitpunkt, das Land in Kombination mit einer Kreuzfahrt zu erkunden. „Die Gäste wollen mehr erleben, als einen Spaziergang durch den Duty-Free Shop“. Lt. Jew Patrouchev besteht die Herausforderung darin, die touristische Infrastruktur zu schaffen, so z. B. auch über ausreichend Deutsch sprechende Guides zu verfügen.

Der Moderator, Andreas M. Gross, fragte die Podiumsteilnehmer, wie ihre Unternehmen mit der örtlichen Infrastruktur, bzw. der unberührten Natur ihrer Destinationen umgehen. Peter Ulf Geisler von RCL Cruises betonte, dass die Reederei unbedingt die örtlichen Infrastrukturen unterstützt.

Nachhaltigkeit

Gleichgewicht nachhaltig zu erhalten. Frederic Guillermard von Australis erwähnte, dass die Reederei Australis sehr eng mit den örtlichen Naturschutzbehörden zusammenarbeitet und die Anlegeplätze der Kreuzfahrt saisonal geändert werden, um der Natur die Gelegenheit zu geben, sich ungestört zu entfalten. Australis hat den klaren Fokus auf dem Erlebnis, die Kreuzfahrten werden in Kombination mit einer Chile/Argentinien-Rundreise gebucht und die Gäste suchen die unberührte Natur und die Qualität der Kreuzfahrt, bei der sie Ziele kennenlernen, die von Land nicht zugänglich sind.

Markus Zweigle von Miller Reisen sieht zudem das Potential bei den Wiederholern, die zuerst den Kontinent von einem Kreuzfahrtschiff aus erschließen und dann aber gezielt bei einer nächsten Reise bestimmte Destinationen besuchen.


Die 3. TED Frage an die Zuschauer: „Ermöglichen Kreuzfahrten in Lateinamerika den Gästen die Zielländer gründlich kennenzulernen?“ 65,4% waren der Meinung, dass bei einer Kreuzfahrt nur ein oberflächliches Kennenlernen möglich ist, 34,6% sehen hier nur begrenzte Möglichkeiten und mit einem eindeutigen Ja stimmten 0%.

Das Fazit der Podiumsdiskussion, zusammengefasst durch den Moderator, Andreas M. Gross, 1. Vorsitzender der ARGE Lateinamerika e. V., die sich seit über 30 Jahren für die Förderung des Tourismus in die Region einsetzt, lautet: Dass Lateinamerika als hochwertige Kreuzfahrt-Destination erhalten werden sollte, ein kontrolliertes Wachstum wurde von allen Podiumsgästen befürwortet, jedoch sollte im Gegensatz zu anderen Kreuzfahrtdestinationen, wie z. B. der Karibik nicht das Schiff das Ziel sein, sondern die Destination. Die Prognose für die nächsten Jahre bewerten alle Teilnehmer des Forums als positiv.

Die Arge LA hat in ihrem aktuellen Lateinamerika Index 2016 die deutschen Lateinamerika-Veranstalter zum Thema befragt: Ist aus Ihrer Sicht ein deutliches Wachstum in diesem Segment noch möglich bzw. wünschenswert? Sehen Sie ein erweitertes Potenzial in der Kombination von Kreuzfahrtprogrammen und anspruchsvollen Rundreiseprogrammen? Die befragten Veranstalter waren überwiegend der Meinung, dass ein weiteres Wachstum möglich ist, jedoch herrscht Uneinigkeit bei der Frage, ob es wünschenswert ist. Hier war die Aussage der Mehrheit negativ, man beobachtet die Entwicklung aufmerksam und befürchtet nachteilige Auswirkungen auf die Ökologie und die Ursprünglichkeit der Destinationen. Die Mehrheit ist der Meinung, dass eine Kombination aufgrund des hohen Reisepreises einer kleinen, zahlungskräftigen Minderheit vorbehalten bleibt, jedoch verzeichnet der Tourismus gerade im Luxussegment ein deutliches Wachstum.

Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe für den wachsenden Kreuzfahrtmarkt in Lateinamerika?
Hier wird der Sicherheitsaspekt und Komfort an erster Stelle genannt. Lateinamerika gilt als sicherer Subkontinent und die Kreuzfahrtunternehmen erschließen diese „neue“ Destination. Lateinamerika profitiert auch von der zunehmenden Beliebtheit des Kreuzfahrtproduktes, das Angebot an Schiffen wächst und die Häfen verfügen zunehmend über eine bessere Infrastruktur.

Insgesamt verzeichneten alle befragten Veranstalter, Incoming-Agenturen und Airlines 2016 ein stabiles Wachstum des Geschäfts nach Lateinamerika, wobei die absoluten „Gewinner“ wieder Kuba und Mittelamerika waren, gefolgt von Kolumbien und Peru. Überwiegend beurteilen die Befragten das Wachstum der Destination als „besser“, verglichen mit anderen Fernreisedestinationen. Für 2017 wird im Allgemeinen mit einer weiterhin positiven Entwicklung gerechnet, durch eine instabile Sicherheitslage in anderen Fernreisedestinationen und ein verbessertes Flugangebot nach Lateinamerika. Die stabile politische Situation in den meisten Ländern Lateinamerikas trägt nach Ansicht der Mehrheit der Befragten ebenfalls deutlich zur positiven Entwicklung bei.

Zahlreiche Gäste verfolgten die angeregte Podiumsdiskussion unter der Moderation von Andreas M. Gross, 1. Vorsitzender der ARGE Lateinamerika. In Zusammenarbeit mit der Messe Berlin organisiert die Arbeitsgemeinschaft Lateinamerika e.V. alljährlich die Veranstaltung „Forum Lateinamerika“ im Rahmen des ITB Kongresses.

Arge Lateinamerika e.V. www.lateinamerika.org

Ein Beitrag für ReiseTravel von Gabi Dräger.

Gabi Draeger ReiseTravel.euUnsere Autorin Gabi Dräger zeichnet bei ReiseTravel verantwortlich für die Redaktion Reise. Ihr Thema sind die Berge. Sie lebt und arbeitet in München. gabi@reisetravel.eu

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