Petra Köpping

Warum sind das Misstrauen und die Distanz zu Demokratie und Politik in Ostdeutschland so groß? Woher kommt all die Wut?

Diese berechtigte Frage stellt die sächsische Integrations- und Gleichstellungsministerin Petra Köpping: „Integriert doch erst mal uns!“ - diesen Satz hat sie in Gesprächen mit Bürgern und Anhängern von Pegida immer wieder vernommen.

Integriert doch erst mal uns! Von Petra Köpping. Ch. Links Verlag

Streitschrift: Köpping fordert mit Nachdruck eine gesamtdeutsche Aufarbeitung der Nachwendezeit. In den unbewältigten Demütigungen, Kränkungen und Ungerechtigkeiten, in den Lebensbrüchen und Entwurzelungen der 1990er Jahre sieht sie eine wesentliche Ursache des heutigen Dilemmas. Ausführlich geht sie auf viele Probleme ein, die in der damaligen Zeit ausgeblendet oder bewusst verdrängt wurden - von der verfehlten Treuhand-Politik über den Elitenaustausch, die Abwertung von Berufsabschlüssen und den Verlust von Betriebsrenten bis hin zum Generalverdacht politischer Rückständigkeit, weil man in der DDR und damit in einer Diktatur gelebt habe. Entstanden ist eine Streitschrift, in der sie für einen neuen Blick auf die Situation in Ostdeutschland wirbt und konkrete Vorschläge zur Verbesserung des Verhältnisses von Ost und West unterbreitet.

Petra Köpping Jahrgang 1958, Mitarbeiterin im Rat des Kreises Grimma, 1980-85 Fernstudium der Staats- und Rechtswissenschaften, 1989-90 Bürgermeisterin der Gemeinde Großpösna (Landkreis Leipzig), 1990-94 Außendienstmitarbeiterin der Deutschen Angestellten-Krankenkasse, danach Kommunalberaterin der Sächsischen Aufbaubank, seit 2009 Mitglied des Sächsischen Landtags für die SPD und seit 2014 Sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration.

ReiseTravel Fact: Der Osten von Deutschland wurde zum Versuchsfeld neoliberaler Politik. Den damaligen Start in die Marktwirtschaft haben viele Menschen als knallharten Abbau ihres bisherigen Lebens erlebt. Die Niederlage des Staates – DDR – wurde zur Individuellen. Es blieb keine Zeit, Trauer zuzulassen. „Ihr im Osten müsst noch viel lernen“, war und ist nicht nur heute - ein überheblicher Satz, ebenso wie „Wir durften ja nicht rüber fahren“. Es waren nur Vereinzelte, die nicht durften. Sie wollten 25 DM (Zwangsumtausch) sparen, illegal Geld tauschen und Leben wie die Made im Speck. Noch immer gibt es die „Ostrentner“, im Schnitt mit nur 89 Prozent der ihnen zustehenden Rente überhaupt. Irgendwann im Jahre 2025 soll es geregelt sein. Viele werden dann Tod sein. Jede „Statistik“ unterscheidet noch immer zwischen „Ost und West“. „Deutschland einig Vaterland!“ Ab 2015 war der Spruch zuhören: „Wir schaffen das“. Aber die, die das sagte, hat völlig vergessen, die Menschen zu befragen und mitzunehmen, auf ihren Integrationskurs. Cottbus oder Chemnitz sind nur vereinzelte Beispiele. Menschen versuchen sich zu wehren. Vertraut man den „Medien“ – die fast alle aus dem „Westen“ kommen - ist der Schuldige schnell gefunden: Die (ost) Menschen in diesen Städten. Die Fehler der Nachwendezeit und der Folgen - gehören endlich aufgearbeitet! Das Buch trägt seinen, einen guten und wesentlichen Teil der heutigen Zeit, dazu bei und sollte unbedingt gelesen werden.

Integriert doch erst mal uns! Von Petra Köpping. Ch. Links Verlag. Eine Streitschrift für den Osten.  208 Seiten, Broschur, 12,5 x 20,5 cm, ISBN 978-3-96289-009-4, www.christoph-links-verlag.de

Das Buch kostet im Buchhandel 18,00 Euro.

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