Thomas Breuer

Thriller

Polit-Thriller: Ein Journalist und ein Kommissar jagen den Serienmörder von Bewohnern eines Seniorenheims. Die Spur führt zu Verbrechen betagter Nazis und lässt das Duo durch einen braunen Sumpf der Gegenwart waten.

„Der letzte Prozess“, Thriller von Thomas Breuer, Leda-Verlag,

Kreis Paderborn: Die Wewelsburg im Kreis Paderborn war im Dritten Reich zentraler Versammlungsort für Ideologieschulung und Terrorvorbereitung der nationalsozialistischen Schutzstaffel (SS). Heinrich Himmler hatte 1933 im westfälischen „Kernland der Germanen“ die Burg für 1 Reichsmark erworben und ließ sie von Häftlingen des benachbarten KZ Niederhagen zu einer „Reichsführerschule“ und später zentralen Versammlungsstätte für ranghöchste SS-Offiziere umbauen. Während 2016, mehr als 80 Jahre später, in Detmold einem KZ-Aufseher der Prozess gemacht wird, marschieren Neonazis Seite an Seite mit der neuen deutschen Rechten auf. Auf dem Fundament von Fiktion und historisch verbriefter Realität entwickelt Thomas Breuer seinen Polit-Thriller. Geschickt baut er dabei Briefwechsel zwischen einem Lager-Wachmann und dessen Frau ein. Während der Prozess in Detmold seinen Lauf nimmt, werden im Trakt einer Seniorenresidenz, in der sich ausnahmslos ehemalige SS-Leute der „Himmler“-Burg einquartiert haben, Bewohner entführt und mit Runen und Symbolen der SS gequält und hingerichtet. Ein eiskalt geplanter Rachefeldzug eines ehemaligen Opfers? Kriminalhauptkommissar Stefan Lenz und Lokalreporter Fabian Heller ermitteln bzw. recherchieren in einem politisch brisanten Umfeld und müssen erkennen, dass die jüngste deutsche Geschichte noch nicht Geschichte ist.

Thomas Breuer: Der 1962 in Hamm/Westfalen geborene Thriller-Autor, Hobbyfotograf und Liebhaber nordischer Inseln studierte in Münster Germanistik und Sozialwissenschaften. Heute unterrichtet er an einem Privat-Gymnasium bei Paderborn. 2012 debütierte er mit dem Inselkrimi „Leander und der tiefe Frieden“. Vier Jahre später legte Breuer seinen fünften Leander-Krimi im Leda-Verlag vor.

ReiseTravel Fact: In seinem jüngsten Roman „Der letzte Prozess“ verlässt Breuer das vertraute übliche Krimiparkett und widmet sich aktuellen politischen Wirrnissen bundesdeutscher Gegenwart. Dass Breuer auf diesem Boden kriminalistisch-politischen Neulandes nicht ausrutscht, ist unter anderem seiner akribischen historischen Recherche geschuldet, auf der er seine Romanfantasien entwickelt. Er habe versucht, rechtsextreme und rechtspopulistische Strömungen in Deutschland aufzugreifen und an ihre ideologischen Wurzeln anzudocken, lässt er in einem Nachwort wissen. Geschichte, Gegenwart und erdachte Handlungen mixt der Autor zu einer explosiven Verbindung, die sich in einem zeitgeschichtlichen Furioso entlädt. Die geschilderten Grausamkeiten der SS basieren auf Erzählungen überlebender KZ-Häftlinge. Was Wahrheit ist und was erdichtet, scheint in diesem spannungsgeladenen Thriller zu verschwimmen. Breuer bedient sich einer sprachlich schnörkellosen, an übersichtlichen Handlungssträngen orientierten Dramaturgie, die keine Lesepausen duldet. „Der letzte Prozess“ ist ein faktenreicher Gegenwartsroman, der thematisiert was in dieser Republik nicht rund läuft, der den Leser gefangen nimmt und ihn ratlos, wütend, nachdenklich oder erschüttert zurücklässt. Ein gelungener Spagat zwischen Wahrheit und Dichtung. Leider bewegt sich der Thriller auf den letzten - aber wirklich nur allerletzten Seiten - bedenklich in Richtung Krimikost von der Stange, lässt zum Finale einen Knalleffekt und wirkungsreichen Schlusspunkt vermissen. Trotzdem: Dieser packende Roman ist eine Aufforderung zum Lesen und ein gesellschaftspolitischer Hallo-wach-Macher. Von Manfred Lädtke.

Der letzte Prozess“, Thriller von Thomas Breuer, Leda-Verlag, Rathausstraße 23, D-26789 Leer, 516 Seiten, ISBN 978-3864122149, www.leda-verlag.de

Das Buch kostet im Buchhandel 12.00 Euro.

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