Thomas Christos

Mit Thomas Engel lässt der Autor eine neue junge Figur in der Krimiliteratur ermitteln: Sein erster Fall führt den Düsseldorfer Jungspund von den 1960er Jahren zurück in die Nazi-Ära Deutschlands.

Im Jahr 1965 bereitet eine Mordserie in Düsseldorf der Kripo Kopfzerbrechen. Der ebenso junge wie hoch motivierte Kripobeamte Thomas Engel profitiert von den Verbindungen seines Vaters und beginnt seine Arbeit bei der Kriminalpolizei in der Dienststelle seines Onkels.

„1965“ von Thomas Christos Blanvalet. Der Hörverlag, Verlagsgruppe Random House by ReiseTravel.eu

Krimi-Debüt: Als in einer Ruine ein totes Mädchen gefunden wird, ordnet Engel sogar sein Privatleben der Lösung des Falles unter. Schnell wird klar, nicht alle Beamten haben ein Interesse an der Aufklärung von Verbrechen, deren Anfänge zurück bis in den Sumpf brauner Seilschaften reichen. Die Bewunderung für die kriminalistischen Leistungen seines Onkels und Ziehvaters erreichen ihren Nullpunkt als Thomas herausfindet, dass es 1939 bereits einen ähnlichen Fall gab. Damals verwischte die Gestapo alle Spuren und schob das Verbrechen einem Homosexuellen in die Schuhe. Gegen die Widerstände seines Onkels ermittelt Engel weiter. Die Recherchen führen ihn in eine Psychiatrische Anstalt, weiter bis nach Polen und hinein in höchste Düsseldorfer Kreise.

Thomas Christos ist das Pseudonym des griechischen Drehbuchautors Chistos Yiannopoulos. Der Sohn eines Gastarbeiters kam 1964 nach Deutschland und studierte in Düsseldorf Germanistik und Pädagogik. Im Alter von 24 Jahren schrieb er sein erstes Drehbuch, das verfilmt wurde. Später arbeitete er für das Fernsehen. Für seinen Film „Schräge Vögel“ war Christos für den Adolf-Grimme-Preis nominiert.

ReiseTravel Fact: Das Im Westen nichts Neues. Wenn man so will, greift Thomas Christos mit seinem Debütkrimi in die Mottenkiste altbewährter Handlungsmuster, wie sie das bundesdeutsche Fernsehen und Nachkriegskino bis in die 1970er Jahre dem Publikum vor Augen führte. Die Botschaft ist stets die gleiche. Mörder und Helfershelfer der Nazis, das waren immer die anderen. Ihre Verbrechen und Vergehen hinterlassen auch im Nachkriegsdeutschland ihre hässlichen Spuren, an deren rigoroser Verfolgung besteht aber kaum mehr Interesse. Die Täter von damals, wieder in Amt und Ehren, werden sich nicht selber richten. Und weil ja nicht alle Bösewichte, Schurken oder gar Mörder waren, gibt es immer einen Helden, den Guten, der mit der Vergangenheit abrechnet. Ist der Held gar ein sympathischer junger Bursche, dann macht das Hoffnung auf eine neue, bessere Gesellschaft und ein geläutertes Deutschland. So liest, sieht und hört es das Publikum gern.

Hörer würden dem Autor jedoch Unrecht tun, ihn auf Klischees festzunageln. Als junger Grieche hat Christos die Bundesrepublik neu und aus ganz eigenem Blickwinkel entdeckt. Dass der Zweiter Weltkrieg Munition auch für Kriminalromane liefert, ist ein alter Hut. Es kommt darauf an, wie er sitzt. Wie „Mann“ ihn wann, und, zu welchem Anlass trägt. Andererseits kann der Zugriff auf zeitgeschichtliche Hintergründe aber auch – insbesondere für junge Leser und Hörer – erhellend und lehrreich sein. Hier bleibt Thomas Christos seinen Hörern leider tiefergreifendere, schlüssige Zusammenhänge schuldig. So wirkt der Bezug auf die jüngste Vergangenheit eher wie ein zufälliger Griff in die dramaturgische Werkzeugkiste.

Akzeptiert man den historischen Hintergrund indes als ein austauschbares Bühnenbild, dann bietet das Hörbuch am Ende all jene Zugaben, die eine übliche Krimikost würzen: Spannung, Finten, Tempo und ein bisschen Liebelei zwischen Aufbruchsstimmung und Lokalkolorit, zwischen Milieu, Homosexuellen-Szene und einem Rolling Stones Konzert. Der Rheinländer Kripomann Thomas Engel steht am Beginn seiner Karriere. Wir dürfen gespannt sein, auf dessen kommende Ermittlungen in den 1960er Jahren. Von Manfred Lädtke

„1965“ von Thomas Christos Blanvalet. Der Hörverlag, Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkt Str. 28, D-81673 München. Gelesen von Oliver Wnuck. 6 CDs. Spieldauer 450 Minuten. ISBN 978-3-83-71-50322.

Das Hörbuch kostet im Handel 20,00 Euro.

Die Printausgabe ist im Buchverlag Blanvalet erschienen.

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