Theater in Berlin: In Berlin Steglitz konnten erstmals 1804 Theaterbesucher eine Aufführung verfolgen. Im Jahre 1921 fand das Schlosspark Theater eine neue Bleibe im Wirtschaftstrakt des Gutshauses Steglitz und bot nach dem Umbau knapp 450 Besuchern Platz. Der Regisseur und Intendant Boleslaw Barlog, der von 1906 bis 1999 lebte, trat nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs das Amt des Theaterintendanten in Steglitz an. Bis zu seiner Pensionierung 1972 inszenierte er über 100 Stücke. Die Namen der Schauspieler, Regisseure und Autoren, die am Schlosspark Theater künstlerisch wirkten, liest sich wie das „Who is who“ des internationalen Filmlexikons an. Dazu zählen z. B. Klaus Kinski, Martin Held, Peter Ustinov, Hildegard Knef, Bernhard Minetti, Marianne Hoppe und Klaus Kammer. Der Autor des Stückes „Warten auf Godot“, Samuel Beckett, inszenierte 1953 persönlich sein Werk in Steglitz.

1993 schloss das Land Berlin aus Kostengründen das alteingesessene und beliebte Theater, im Dezember 2008 teilte der Regierende Berliner Bürgermeister, Klaus Wowereit mit, Dieter Hallervorden habe sich bereit erklärt, das Theater privat zu betreiben. Im September 2009 eröffnete der als Schauspieler (u. a.: „Der Springteufel“, „Das Millionenspiel“, „Das Kind“), Sänger (u.a. „Du, die Wanne ist voll“, „Punker Maria“), Synchronsprecher (u. a.: Marty Feldman, ein britischen Komiker und Schauspieler), Komiker (Nonstop Nonsens), Kabarettist und Moderator bekannte und 1935 geborene Dieter Hallervorden pünktlich sein Theater.

Zahlreich die Ehrungen, die der Berliner bisher erhalten hat, so beispielsweise 2012 der Verdienstorden des Landes Berlin und in 2014 den „Münchhausen – Preis“ und den „Jupiter“ sowie den Deutschen Filmpreis als bester männlicher Darsteller im Film „Sein letztes Rennen.“

Jetzt geht es in die 6. Saison im Schlosspark Theater. Die Zuschüsse für den Intendanten Hallervorden aus der Landeskasse Berlins sind sehr mager gewesen in der letzten Saison, es waren 230.000 Euro Fördergelder. Die Stiftung Klassenlotterie überwies 600.000 Euro. Hier ist zu berücksichtigen, Gelder der Klassenlotterie sind jeweils jährliche Zuwendungen und der Empfänger hat keinerlei Anspruch darauf, dass es im nächsten Jahre diese Zuschüsse gibt bzw. in der Höhe der letzten Zuwendung. Die Zuschauerzahlen in der letzten Saison gab Dieter Hallervorden mit 100.000 an, was einer Auslastung von 62 % entspricht.

Der Künstler wies in der Pressekonferenz darauf hin, dass durch Umbau- und Aufbauarbeiten an 3 Tagen pro Neuinszenierung nicht gespielt werden kann. „6 Inszenierungen bedeuten 18 Tage lang keine Aufführungen, dann kommt noch der spielfreie Heilige Abend dazu, für ein mittelständisches Theater machen sich 19 Tage spielfrei finanziell natürlich bemerkbar.“ Ein schönes Ereignis aus deutscher Sicht im weit entfernten Brasilien machte sich auch negativ bemerkbar in Steglitz an den Besucherzahlen. Die Fußballweltmeisterschaft sorgte dafür, dass an Fußballtagen, gerade mit Beteiligung der deutschen Nationalmannschaft, die Theatersessel nicht so gut gefüllt waren wie an anderen Tagen.

Einen weiteren Nachteil sieht Dieter Hallervorden auch am Standort. Im Süden Berlins liegt das Theater, daher könne man aus dem Norden Berlins, also Reinickendorf und Pankow, kaum Besucher anlocken. „Deshalb lohnen sich im Norden Berlins auch keine Plakataktionen für unser Haus“, teilte der Intendant mit. Seine treusten Stammbesucher kommen aus dem Bezirk Steglitz Zehlendorf, wie eine Befragung der Gäste einmal ergab. „Ein am Charlottenburger Kurfürstendamm gelegenes Theater hat aufgrund der zentralen Lage mehr Zuschauer als ein Haus im Süden der Stadt. Das Unfaire dabei ist, die Kosten sind identisch. Wir haben dieselben Stromkosten wie die Kollegen in Charlottenburg, ein Schauspieler verlangt nicht weniger Gage, nur weil wir nicht zentral gelegen sind.“

Der Kostenfaktor ist bei einer Inszenierung in der neuen Saison in Steglitz um 50 % gesenkt worden, da ein weiteres Theater an der Aufführung beteiligt ist und dadurch die Kosten halbiert werden konnten. Molieres Stück „Der Bürger als Edelmann“ ist eine Kooperation mit dem Hamburger Ernst Deutsch Theater.

Dieter Hallervorden spielt den Edelmann, seine Bühnengattin wird von Dagmar Biener dargestellt, Regisseur ist Folke Braband. Im Kriminalstück „Misery“ spielen Franziska Troegner und Jörg Schüttauf mit, Thomas Schendel ist der Regisseur. Der TV Moderator Thomas Koschwitz, auch als Radiomoderator ist er bekannt, tritt mit Wigald Boning in den Hauptrollen auf bei „Der Selbstanzeige“, einem Stück von Francis Veber, 40 Vorstellungen unter der Regie von Thomas Schendel sind eingeplant. Hier ist die „Selbstanzeige“ auf den Kopf gestellt. Ein Bürger, in Wahrheit ein armer Schlucker, zeigt dem Finanzamt an, er habe ein Riesenvermögen nicht versteuert. Plötzlich stellt er fest, wie ihn Menschen umgarnen, die ihn früher nicht einmal grüßen konnten. Die „Freunde“ hoffen, vom „Reichen“ mit Geldgeschenken bedacht zu werden. Mit „Geliebter Lügner“ von Jerome Kilty wird ein Klassiker wieder in Steglitz aufgeführt werden in der Saison 2014/15. Brigitte Grothum und Achim Wolff spielen die Hauptrollen in diesem Duett unter der Regie von Philip Tiedemann. Es werden sowohl Nachmittags- als auch Abendvorstellung stattfinden. ReiseTravel sprach mit Achim Wolff, was den Reiz des Schlosspark Theater ausmache. Der Künstler teilte uns mit: „Dieter Hallervorden hat es innerhalb kürzester Zeit geschafft, ein Heimatgefühl aufzubauen. Wir Schauspieler fühlen uns hier sehr wohl, sehr geborgen. Das sehr gute Klima überträgt sich auch von der Bühne direkt auf die Besucher.“ www.schlossparktheater.de Dieses Theater im Süden Berlins liegt verkehrsgünstig, in unmittelbarer Nähe des Rathaus Steglitz, an der gleichnamigen S–Bahnstation und der U Bahnlinie 9.

ReiseTravel Fact: Dieter Hallervorden und seine Kolleginnen und Kollegen sind mit Herzblut dabei, das gilt nicht nur für die Künstler, es trifft auch auf die Bühnenarbeiter, Kostümbildner, Techniker und die anderen Bühnenberufe zu. Ein Besuch lohnt garantiert und zeigt auch, die erfolgreiche Berliner Theaterszene spielt sich nicht nur in Charlottenburg und Mitte ab. In Steglitz wird auch sehr gutes Theater dargeboten.

Ein Beitrag mit Foto für ReiseTravel von Volker T. Neef.  

Unser Autor berichtet aus der Bundeshauptstadt und ist in Berlin wohnhaft.

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