Berlin | Madame Tussaud |
Besuch im Museum Unter den Linden 74 am Brandenburger Tor
Wachsfiguren: Bei einem Besuch in London vor vielen Jahren lernte ich das Wachsfigurenkabinett Madame Tussauds kennen. Es war schon damals ein ungewöhnliches Erlebnis: Schließlich kommt man im richtigen Leben der königlichen Familie nicht so nahe wie dort. Inzwischen muss man nicht mehr nach London reisen, sondern kann historische und Figuren der Gegenwart in Berlin besuchen. In der Straße Unter den Linden 74 in unmittelbarer Nähe des Brandenburger Tors befindet sich die Ausstellung Madame Tussauds.
Die Herstellung lebensgroßer Wachsfiguren geht zurück auf Marie Tussaud, die 1761 als Marie Grosholtz in Straßburg geboren wurde. Nach dem Tod ihres Vaters im Siebenjährigen Krieg war ihre Mutter bei Dr. Philippe Curtius in Bern tätig, der für Lehrzwecke menschliche Organe aus Wachs herstellte. Von ihm lernte Marie das Modellieren und stellte mit 17 Jahren ihre erste große Figur her. Es war Jean-Jaques Rosseau. Erst 1783 modellierte sie Benjamin Franklin. Ab 1767 lebte Marie in Paris, wo sie während der Französischen Revolution 1789 Wachsköpfe von Prominenten anfertigte, die auf Lanzen durch die Stadt getragen wurden. Sie wurde auch gezwungen, die Totenmasken prominenter Opfer anzufertigen, so auch die von König Ludwig XVI. und Königin Marie Antoinette. 1795 heiratete Marie den Ingenieur Francois Tussaud; zwei Söhne wurden geboren. Bereits 1800 trennte sie sich von ihrem Mann und geriet in Not, weil die Kundschaft des Wachsfigurenkabinetts ausblieb. Deshalb reiste sie 1802 nach London und stellte ihre Figuren in einer Wanderausstellung aus. 33 Jahre reiste sie durch England und gastierte in 79 Großstädten bis sie 1835 in der Baker Street in London ihr Museum eröffnete. Das Satiremagazin „Punch“ bezeichnete es später als „Kammer des Schreckens“, was es keineswegs war. 1842 modellierte Marie ihr Selbstporträt; es war ihre letzte Arbeit. Sie starb 1850 in London mit 88 Jahren. Ihre Söhne führten die Ausstellung weiter. Erst ihre Enkel verlegten das Wachsfigurenkabinett in London 1884 an seinen heutigen Standort in der Marylebone Road.
Im Zweiten Weltkrieg wurden 1940 bei einem Luftangriff 352 Kopfgussformen zerstört. Ironie des Schicksals: Die Gussform von Hitler blieb unversehrt.
Inzwischen gibt es Madame Tussauds in vielen Städten der Welt: 1971 wurde eine Ausstellung in Amsterdam eröffnet; danach folgten Las Vegas, New York, Hong Kong, Shanghai, Washington D.C., Bangkok, Wien und Sydney.
Das Berliner Haus wurde 2008 mit 75 Figuren eröffnet. Derzeit sind rund 100 Persönlichkeiten zu sehen. Zu sehen sind Figuren der jüngsten Geschichte, wie Walter Ulbricht oder Papst Johannes Paul II. Noch lebende Politiker stehen im nächsten Raum. Da darf die Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht fehlen. Die Kultur wird unter anderem durch Johann Sebastian Bach, David Garrett, Günter Grass, Albert Einstein, Sigmund Freud und Ludwig van Beethoven vertreten, der eine eigene Partitur in den Händen hält. Seine Totenmaske war das Vorbild für die naturgetreue Nachbildung. Natürlich darf Romy Schneider in ihrer Rolle als Sissi nicht fehlen. Ein Stück weiter ist Marilyn Monroe in ihrer Rolle in dem Film „Das verflixte siebente Jahr“ zusehen. Marlene Dietrich, Hildegard Knef und Sylvester Stallone sind ebenfalls vertreten. Helen Mirren als Queen Elisabeth hat einen Original-Briefbogen aus dem Buckingham Palace vor sich liegen.
Weiter geht es zu den Sportlern: Wer kennt noch den Rennfahrer Ayrton Senna, der 1994 tödlich verunglückte? Dafür sind der Boxer Mohammed Ali und der Basketballspieler Dirk Nowitzki allen Besuchern gut bekannt.
Bekannte Persönlichkeiten aus Film und Fernsehen sind im nächsten Raum zu sehen. Thomas Gottschalk aus „Wetten das?“, Moderator und Journalist Günter Jauch, Schauspieler, Regisseur und Produzent Matthias Schweighöfer, Komiker, Schauspieler und Regisseur Michael (Bully) Herbig, Sänger, Schauspieler und Moderator Hape Kerkeling, Musiker und Entertainer Stefan Raab. Natürlich auch Madonna, Peter Maffay, Justin Bieber und Helene Fischer. Danach kann man internationale Stars besichtigen: Brad Pitt, Angelina Jolie, George Clooney, Tom Cruise, Robbie Williams, Justin Timberlake, Julia Roberts oder Jennifer Lopez, um nur einige zu nennen. Die Ausstellung wird ständig erweitert und aktualisiert. Dazu kann das Publikum seine Wünsche äußern, die dann berücksichtigt werden.
Die Ausstellung ist täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet; letzter Einlass ist 18 Uhr. Im August 2014 kann man sich wegen der Schulferien eine Stunde länger in der Ausstellung aufhalten. Erwachsene zahlen 22,50 Euro Eintritt; Kinder 17,00 Euro, wobei es einige Ermäßigungen gibt; für Berliner ab 16.00 Uhr sogar 40 Prozent. Außerdem gibt es einen reduzierten Online-Preis.
Ein Beitrag für ReiseTravel von Edelgard Richter / Dela Press
Edelgard Richter berichtet aktuell zum Thema: Berlin & Brandenburg intern
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