Berlin

In Berlin sind Friedhöfe umrahmt von Bürogebäuden, Hochhäusern oder Straßen

Totensonntag: In Berlin Mitte befinden sich zwei Domfriedhöfe, die beide evangelisch geprägt sind. 1830 beerdigte die Gemeinde erstmals ihre Verstorbenen in der Liesenstraße 6. Sie läuft entlang der Ortsteile Mitte und Gesundbrunnen. Schon nach wenigen Jahren mussten sich die Kirchenverantwortlichen nach einem anderen Friedhof umsehen, da die Grabstellen an der Liesenstraße belegt waren. Somit nannte die Gemeinde diesen Friedhof Domfriedhof I.

Der Domfriedhof II wurde 1870 im Ortsteil Wedding eingeweiht. Seine Größe beträgt 45.000 Quadratmeter. In der Müllerstraße 72/73 an der Ecke Liverpooler Straße befindet sich der Haupteingang. Zum Friedhof gehören eine kleine Kapelle und ein Gedenkstein. Auf diesem sind die Namen aller Domprediger und ihre Amtszeit eingemeißelt. Auf der sogenannten Hauptallee des Friedhofs befindet sich das 1901 aufgestellte Steinkreuz.

Der Domfriedhof II liegt in einer nicht gerade für einen Friedhof typischen ruhigen Lage. Die Müllerstraße ist eine belebte Geschäftsstraße, an den Rändern des Friedhofs sind Bürogebäude und Hochhäuser platziert. Daher ist der Friedhof oft außerhalb seines Umfeldes kaum bekannt. Der hastig vorbeifahrende Autofahrer lässt den Haupteingang ungesehen liegen, selbst vorbei eilende Fußgänger übersehen ihn sehr oft. Dabei lohnt sich ein Besuch auf dem Ort der Stille. Das Land Berlin hat hier 4 Ehrengräber platziert.

Ehrengräber haben erhalten Pfarrer Dr. h. c. Heinrich Grüber, er lebte von 1891 bis 1975. Die UdSSR setzte ihn nach dem Zweiten Weltkrieg als Bürgermeister von Berlin Kaulsdorf ein. Der evangelische Geistliche hatte in der Nazizeit tausende Juden vor dem Transport in ein KZ gerettet. Er war Gründungsmitglied der CDU. 1948 würdigte ihn die Humboldt Universität Berlin mit der Ehrendoktorwürde.

TotensonntagLetzte Ruhestätte: Der 1. Oberbürgermeister Berlins nach der Städteordnung des Freiherr von Stein, C. F. Leopold von Gerlach, ruht ebenfalls in einem Ehrengrab des Landes Berlin. Von 1757 bis 1813 lebte er. Sein Sohn Ernst Ludwig von Gerlach war Gerichtspräsident von Magdeburg und lebte von 1795 bis 1877. Er fand hier auch seine letzte Ruhestätte. Ebenso wie ein weiterer Nachfahre. Der Domprediger Friedrich Otto von Gerlach lebte von 1801 bis 1849. Der von 1824 bis 1878 lebende Autor Albert Emil Brachvogel fand hier seine letzte Ruhestätte ebenfalls in einem Ehrengrab. Der Ägyptologe, Sprachforscher und Bibliothekar Prof. Richard Lepsius, der von 1810 bis 1884 lebte, rundet diese Reihe ab. www.berlinerdom.de

ReiseTravel Fact: Der Friedhofsbesucher sollte sich Zeit nehmen, diesen Kleinod im Wedding zu erkunden. Dabei wird man unwillkürlich auch an eine Tatsache erinnert: „Alles ist vergänglich.“ Eines Tages liegt der Besucher auch einmal auf irgendeinem Friedhof, einmal stirbt jeder. Ein gemütlicher und besinnlicher Spaziergang über einen Friedhof macht jedem Menschen deutlich, der Tod gehört auch zum Leben.  

ReiseTravel Service: Der Domfriedhof II in der Weddinger Müllerstraße liegt in unmittelbarer Nähe der U Bahnstation „Rehberge.“ Das ist die U Bahnlinie 6, die von Alt Tegel nach Alt Mariendorf fährt.

Ein Beitrag für ReiseTravel von Volker T. Neef.  

Volker T. Neef ReiseTravel.euUnser Autor berichtet aus der Bundeshauptstadt und ist in Berlin wohnhaft.

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