Berlin

Preisverleihung an Alexandra Gräfin Lambsdorff

Das Deutsch-Russische Forum verlieh in Berlin in festlichem Rahmen den Dr. Friedrich Joseph Haass Preis an Alexandra Gräfin Lambsdorff: Zahlreiche Vertreter aus Politik und Wirtschaft, die sich für den Dialog mit Russland interessieren und auch einsetzen, waren gekommen.

Zur Begrüßung sagte Dr. Ernst-Jörg von Studnitz, Vorstandsvorsitzender des Deutsch-Russischen-Forums: „Die Beziehungen zwischen Deutschland, einem integralen Teil Europas, und Russland sind von existenzieller Wichtigkeit. Deshalb sind beide Seiten auf einen ständigen, vom gegenseitigen Vertrauen getragenen Gedankenaustausch auf allen Ebenen angewiesen. Hierzu leistet das Forum seinen Beitrag“. Vladimir M. Grinin, Botschafter der Russischen Föderation, sagte, dass das Forum wesentlich dazu beigetragen hat, dass die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland das heutige hohe Niveau erreicht haben. Es ist ein nachhaltiger Begleiter zwischen dem demokratischen Russland und dem wiedervereinigten Deutschland. Viele gegenseitige Besuche finden statt,  um die Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu vertiefen. Dr. Andreas Meyer-Landrut, Ehrenvorsitzender und einer der Mitbegründer des Forums vor nunmehr 20 Jahren, erklärte, es sei das Anliegen des Forums, Netzwerke über gewerkschaftliche und kulturelle Veranstaltungen zu gründen. Auch sei man vermittelnd tätig, wenn es in der Vergangenheit in den Beziehungen zu Russland zu schwierigen Situationen gekommen ist. Dabei wird die Arbeit des Forums von Politik und Wirtschaft wesentlich unterstützt. Petra Roth, ehemalige Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt am Main, hielt die Festansprache und berichtete, dass sie oftmals Moskau besucht hat. Außerdem gibt es seit langen Jahren historische Beziehungen zu Moskau. Sie erinnerte an den Architekten und Stadtplaner Ernst May aus Frankfurt, der in 30er Jahres des vorigen Jahrhunderts in Russland tätig war. Klare Worte fand Roth zu den Differenzen zwischen Deutschland und Russland, wo deutsche Unternehmen Diskriminierung und Protektionismus in Russland beklagen. Europa stört sich auch an der Unterstützung von autoritären Regimen und der Machtpolitik im Kaukasus, jedoch sind Differenzen zwischen unterschiedlichen politischen Akteuren normal. Es komme nicht darauf an, ob und welche Differenzen bestehen, sondern darauf, wie die Gegensätze ausgetragen werden. Zurückblickend kann gesagt werden, dass es in der Vergangenheit lange Jahre des friedlichen Austauschs gegeben hat, die von der Geschichte des 20. Jahrhunderts überschattet wurden. Es wurden ganze Völker traumatisiert und diese Traumata wirken über Generationen nach. Kommunalpolitiker sind die ersten, die Frieden schaffen. Deshalb müssen Städtepartnerschaften gepflegt werden. Deutschland und Russland müssen ein tragfähiges Konzept über die Beziehungen für Jahrzehnte entwickeln.

Zu der Verleihung des Dr. Friedrich Joseph Haas-Preises an Alexandra Gräfin Lambsdorff erläuterte von Studnitz, dass für Haas der Mensch im Vordergrund seines Wirkens stand. Das hat Alexandra Gräfin Lambsdorff gemeinsam mit dem Namensgeber des Preises. Den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, ist ebenfalls ein Anliegen des Forums, dem sich auch die Gräfin verpflichtet fühlt.

In ihrer Dankesrede erklärte die Preisträgerin, dass sie bereits 1992 die Idee hatte, ähnlich der Deutsch-Englischen Gesellschaft ein Forum zu schaffen, um nach dem Wegfall des Eisernen Vorhangs den deutsch-russischen Dialog unterhalb der staatlichen Ebene aufzunehmen. Als sie um Unterstützer für einen zivilgesellschaftlichen deutsch-russischen Verein warb, stieß sie auf überwältigende Zustimmung. „Es war die richtige Idee zur richtigen Zeit am richtigen Ort“. Die Forderungen des Vereins, in Russland eine unabhängige Justiz, eine freie Presse und eine Opposition aufzubauen, stieß dort jedoch auf Verwunderung. Diese Forderungen wurden als lästig angesehen. Nachdem Russland dem Europarat beitrat, ist es auch verpflichtet, Demokratie und Menschenrechte einzuhalten. Die Ausstellung „Russen & Deutsche – 1000 Jahre Kunst, Geschichte und Kultur“ 2012 in Berlin hat gezeigt, was Deutsche und Russen verbindet. Auch Mitglieder der Familie Lambsdorff haben starke Bindungen in Russland. Sie waren mehrere Jahrhunderte lang russische Bürger. Zar Alexander I. verlieh den Grafentitel für die Erziehung seines Sohnes Nikolaus I. Wladimir Lambsdorff war Anfang des 20. Jahrhunderts russischer Außenminister. Und in Moskau gibt es noch Gräber derer von Lambsdorff. Dr. Friedrich Joseph Haas verbesserte die Fußfesseln von Gefangenen, damit sie ohne Schmerzen damit laufen konnten. Wir sollten auf geistige Fesseln verzichten und offene Diskussionen führen.

Die Festveranstaltung wurde musikalisch umrahmt von Stipendiaten der Stiftung „Neue Namen“, die junge Talente in Russland fördert. Die sechs jungen Künstler, alle unter 20 Jahren alt, meisterten ihren Auftritt souverän und erhielten lang anhaltenden Beifall.

Dr. Friedrich Joseph Haas (1780 bis 1853), der „Heilige Doktor“ war ein deutscher Arzt, der seit 1807 als Chefarzt am Pauls-Krankenhaus in Moskau arbeitete und zudem 25 Jahre lang Strafgefangene sozial und medizinisch betreute. 1836 setzte er durch, dass die Fußfesseln der Gefangenen durch leichtere und mit Leder gepolsterte Fußfesseln ersetzt wurden, da die bisher verwendeten Fesseln blutige Füße verursachten. Obwohl studierter Augenarzt, arbeitete er 1812 während des Krieges gegen Napoleon als Chirurg in der Russischen Armee. 1829 wurde er Chefarzt der Moskauer Gefängniskrankenhäuser, wo er viel für die Verbesserung der Lebensbedingungen seiner Patienten tat. Mit seinem Privatvermögen und privaten Spenden gründete er 1844 ein Krankenhaus für Obdachlose, an dem er bis zu seinem Lebensende arbeitete. Beerdigt wurde er auf einem Moskauer Friedhof; es kamen über 20.000 Menschen, um ihm die letzte Ehre zu erweisen.

Ein Beitrag für ReiseTravel von Edelgard Richter / Dela Press

Edelgard RichterEdelgard Richter berichtet aktuell zum Thema: Berlin & Brandenburg intern

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