Dr. Franz Hartl

Ein Horrorszenario als Realität

Corona: Wenn man sich ein Horrorszenario für Unternehmer im Tourismus ausdenken soll, dann sieht das ungefähr so aus: Es gibt keine Flüge mehr nach Österreich.

Die AUA fliegt nur mehr gelegentlich im Notbetrieb hauptsächlich um gestrandete Österreicher aus dem Ausland zurückzuholen.

Tirol und wesentliche Tourismusdestinationen sind aufgrund von Quarantäne nicht mehr erreichbar.

Alle Gastronomie- und Hotelunternehmen sind bis auf Weiteres behördlich geschlossen und in Wahrheit weiß keiner wann sie wieder geöffnet werden können.

Auch wer glaubt, die Zeit des Stillstands für Investitionen oder Renovierungen nützen zu können, unterliegt einem Irrtum: Auch die Baufirmen haben ihren Betrieb eingestellt und stellen zum Großteil nicht einmal mehr begonnene Bauvorhaben fertig. Wer für sein Bauvorhaben nicht eine gesicherte Finanzierungszusage hat, wird erleben, dass die Bonitätseinstufung von Tourismusvorhaben plötzlich wesentlich kritischer gesehen wird als noch vor wenigen Wochen, wo Hochkonjunktur herrschte.

Wenn es eine Branche gibt, die vom Coronavirus ins Mark getroffen wird, dann ist es der Tourismus

Denn das Reisen ist die Gefahr. Es verschleppt das Virus von Land zu Land. Der soziale Kontakt, der in Caféhäusern, Restaurants und bei Messen und Kongressen stattfindet ist der Boden für dessen Übertragung von Mensch zu Mensch. Der Tourismus ist nicht im Krisenmodus – er ist völlig im Stillstand.

Mitarbeiter ohne Arbeit, Zulieferer ohne Aufträge

Für viele Mitarbeiter bedeutet es jedoch von einem Tag auf den anderen keine Arbeit zu haben.

Aber auch die Lieferanten sind ohne Aufträge: Der Bäcker liefert kein Brot in der Früh. Es geht keine Wäsche in die Wäscherei. Es werden keine Taxis mehr für Gäste benötigt. Es werden keine Stadtrundfahrt mehr verkauft, keine Veranstaltungen mehr organisiert und keine Belege in die Steuerberatungskanzlei geschickt.

Aber Unternehmer wären keine Unternehmer, würden sie nicht nach Wegen suchen auch diese Herausforderung zu überleben

Als dringend erforderliche Soforthilfe hat die Regierung ein 38 Mrd. Euro Hilfspaket geschnürt, Haftungen und Steuerstundungen in Aussicht gestellt. Allerdings ist die Verwaltung derzeit auch überfordert all diese Hilfen rechtzeitig in Stellung zu bringen, die vielen Details zu lösen und letztendlich zu administrieren.

Zukunftsaussichten völlig unklar

Was allerdings jede Zukunftsplanung so besonders schwierig macht, ist die offene Frage wie lange diese Situation noch dauert. Sind es noch 100 Tage oder 150?

Kann man noch Geld in die Bewerbung einer Sommersaison stecken von der man nicht weiß, ob sie je stattfinden wird?

Ab wann sollen Mitarbeiter wieder eingestellt und der Betrieb wieder aufgenommen werden?

Ab wann trauen sich Gäste überhaupt wieder zu reisen?

Wenn man derzeit nach wirklich positiven Nachrichten sucht, wird man beim Justizministerium fündig: Die Frist zur Anmeldung einer Insolvenz soll verlängert werden.

Ein Beitrag von Dr. Franz Hartl.

Mag. Dr. Franz Hartl (geboren 1952) war jahrzehntelang Geschäftsführer der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank Ges.m.b. H. und verfügt über umfangreiche Erfahrung in der Tourismusfinanzierung in Österreich. Durch Vortragstätigkeit an diversen Lehreinrichtungen wird sie an Studenten weitergegeben.
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